In dieser Rubrik sollen die letzten vier Jahre des 20. Jahrhunderts in Erinnerung gerufen werden.

Herausragendes Ereignis des Jahres 1997 war zweifellos die Jubiläumsveranstaltung „40 Jahre ORV", die am 18. Oktober in der vereinseignen Reithalle mit einem bunten Schauprogramm feierlich begangen wurde. Ganz besonders war hierbei die Tatsache, dass nicht nur die Reitabeilung bzw. der Reiterverein vier Jahrzehnte existierte, sondern dass auch Wilhelm Glenz seit 1957, dem Jahr der Neugründung, als 1. Vorsitzender den Verein erfolgreich geführt hat.

Die Odenwälder Heimatzeitung berichtete unter der Überschrift u.a.:

„ Aushängeschild für die Region - Odenwälder Reiter-Verein Erbach feiert vierzigsten Geburtstag - Die Freunde, Fans, Ehrengäste und Mitglieder trafen sich am Samstag im Erbacher Reiterstadion, um den vierzigsten Geburtstag des Odenwälder Reiter-Vereins Erbach gebührend zu feiern. Seit der Gründung 1957 ist der Erbacher Wilhelm Glenz erster Vorsitzender und Motor des aktiven Vereins, dem rund 250 Mitglieder angehören. Auftakt mit jagdlichen Signalen spielten die Jagdhornbläser vom Verein der Jäger des Odenwaldkreises. Andreas Müller vom Rollehof brachte Wilhelm Glenz und Frau Emmi mit einem Vierergespann, bestehend aus zwei edlen Schimmeln und zwei Rappen, in einer Pferdekutsche in die Reithalle.

In seiner Laudatio erzählte Glenz die Vereinsgeschichte, die eigentlich schon im Jahre 1910 begann. Im April 1957 etablierte sich im Odenwälder Rennverein eine Abteilung zur Ausübung des Reit- und Fahrsportes. Die ersten Mitglieder wollten dem Reitsport im Odenwald, im damaligen Kreis Erbach, Impulse und Aufwind geben. Damals gründete sich der Reitsport noch auf rein ländlicher Grundlage. Wochentags standen die Pferde im Gespann und wurden für die harte Arbeit in Wald und Feld eingesetzt, an den Wochenenden leisteten sie ihre Dienste als Reitpferde. Die fachgerechte Ausbildung vom Voltigieren bis zum Spring- und Dressur-Reiten hob der Vorsitzende in seiner Rede hervor und sagte, dass der Wiesenmarkt ohne die sportlichen Veranstaltungen des Reiter-Vereins nicht denkbar sei."

Zu Ehren von Wilhelm Glenz war die Vorsitzende des Hessischen Reit- und Fahrverbandes HN, Frau Erika Born, nach Erbach gekommen. Sie würdigte seine Verdienste und überreichte Ihm die Silberne Ehrennadel mit Urkunde. Neben Wilhelm Glenz wurden weitere zehn Vereinsmitglieder geehrt, die ebenfalls seit vierzig Jahren dem Verein die Treue gehalten und zu der erfolgreichen Entwicklung beigetragen hatten. Der ORV hatte dann noch eine besondere Überraschung für Herrn Glenz und seine Gattin parat. Der Geschäftsführer Ludwig Angele überreichte als Dankeschön für die geleistete Arbeit einen Gutschein für ein Wochenendaufenthalt in Berlin mit Besuch des internationalen Berliner Reitturniers im November einschließlich Übernachtungen und Anreise.

An den offiziellen Teil der Jubiläumsveranstaltung schloss sich dann ein bunter Strauß von Reitsportdarbietungen an. Es begannen die Jüngsten des Vereins und zeigten Voltigierübungen im Rahmen einer Märchendarstellung von „Schneewittchen und den 7 Zwergen". Acht Nachwuchsreiterinnen präsentierten eine gelungene Dressurquadrille. Gekonnte Leinenführung bewiesen die sechs Zweispänner mit einer Fahrquadrille. Nachdem der vielversprechende Pferdenachwuchs vorgestellt worden war, stellten acht Springreiter ihre Geschicklichkeit und ihr Können bei einer rasant gerittenen Springquadrille unter Beweis. Das Westernreiten wurde als eine andere Reitweise von dem Vereinsmitglied und mehrfachen Europameister George Maschalani demonstriert. Nach einem Schaufahren in Tandemanspannung ritten drei im Dressursport bis Klasse S erfolgreiche Reiterinnen des Vereins eine Dreierklasse. Die Stimmung in der Halle erreichte nochmals einen Höhepunkt, als sechs Springreiter/innen sowie sechs Gespanne im Modus von Jump and Drive eine Jagd auf Sekunden machten.

Nach dem offiziellen Teil der gelungenen Veranstaltung blieben viele Mitglieder und Gäste noch in froher Runde zusammen. Es wurde fröhlich gefeiert und in der Vergangenheit geblättert.

Wenige Wochen nach dieser großartigen Jubiläumsveranstaltung wurde zum ersten Mal das Finale des Mitsubishi-Cup - ein Fahrturnier an drei Wochenenden (nach Fränkisch-Crumbach und Beerfelden) - in der Erbacher Reithalle ausgerichtet. Diese Veranstaltungsreihe, die von den Teilnehmern und Zuschauern gleichermaßen gut angenommen wurde, sollte sich zu einem Dauerbrenner für die folgenden Jahre erweisen.

Das Jahr 1998 war für Erbach und den Reiterverein deshalb bedeutsam, weil der Hessentag als überregionale Großveranstaltung in der Kreisstadt stattfand und ein Mitglied des ORV Ariane Barembruch zusammen mit Timo Pfeifer als Hessentagspaar fungierte. An dem großen Festzug hat sich der ORV gleich mit mehreren Zugnummern beteiligt.

Das Wiesenmarkt-Turnier wurde 1998 bis Kategorie A ausgerichtet und als hervorzuhebende Leistung dieser Turnierveranstaltung ist der erste S-Sieg von ORV-Mitglied Bernd Egly zu erwähnen.

Die OHZ hatte darüber berichtet:

Wiesenmarkt-Turnier: Bernd Egly beim S-Springen am schnellsten

Al Mondo trägt den Lokalmatadoren zum Sieg Das Publikum hält den Atem an. Kein Laut ist auf der Anlage des Odenwälder Reitervereins zu hören. Plötzlich: Jubel, Klatschen, erleichterte Schreie. Lokalmatador Bernd Egly und sein Hesse Al Mondo haben die schwerste Aufgabe beim 82. Reit- und Springturnier gewonnen, das Stechen der Springprüfung Klasse S. Die Sonne brennt, Pferde und Reiter schwitzen. Vierhundert Reiter treten vor rund fünfhundert Gästen an. Der Favorit aber meistert die konditionelle Höchstleistung mit einem schnellen und engagierten Ritt und behauptet sich klar gegen Jürgen Christ vom PSPV Dreieich und dem Dritten Richard Murmann vom RC Katharinenhof.

Unter der Überschrift: Angelika Glenz im PSI-Cup auf Rang zwei berichtete die OHZ vom gleichen Turnier:

Zu den Höhepunkten des ersten Tages zählte zweifellos die Dressurprüfung der Klasse M/B, die zugleich als Qualifikation zum in diesem Jahr erstmals veranstalteten PSI-Amateur-Cup ausgeschrieben war. Die 25 besten Teilnehmer aller Qualifikationen nehmen am Finale bei Paul Schockemöle in Ankum teil. In Erbach hatten fünfzehn Reiter gemeldet; am Ende holte sich Anette Kohl-Diefenbach vom RFV Griesheim auf Rumburak den Sieg. Auf Platz zwei folgte Lokalmatadorin Angelika Glenz vom Odenwälder Reitverein Erbach auf Lanercost. Diesen Erfolg konnte Angelika Glenz zwei Jahre später mit dem gleichen Pferd und ebenfalls beim Erbacher Wiesenmarkt-Turnier wiederholen und war beim Finale in Ankum ebenfalls mit einem zweiten Platz sehr erfolgreich.

Der inzwischen beim Erbacher Verein so beliebte Herbstritt führte 1998 nach Haisterbach, wo Wilhelm Olt und seine Familie als Gastgeber die zahleichen Herbstritt-Teilnehmer empfing.

Neu im Veranstaltungskalender des ORV war in diesen Jahren das Faschingsreiten, welches insbesondere für die Jugendlichen und weniger turnierambitionierten Mitglieder organisiert wurde.

Nachdem 1996 das Grundstück auf der anderen Seite des Erdbaches gekauft worden war - es wurde darüber berichtet - wurde 1999 mit dem Bau der geplanten Longierhalle eine Möglichkeit geschaffen, das Longieren aus der Reithalle zu verbannen. Nicht nur die Störung des übrigen Reitbetriebes konnte damit beseitigt werden, sondern es konnte so die Schonung des Reitbelages in der Halle erreicht werden. Für die Longierhalle musste natürlich auch die Elektro- und Wasserversorgung neu installiert werden. Für die Baumaßnahme Longierhalle musste der ORV insgesamt 120 TDM bereitstellen; wobei erfreulicherweise Dank der zuvor gebildeten Rücklagen nur die Aufnahme von 10 TDM als kurzfristiges Darlehen erforderlich war. Weitere Investitionen wie die Aufbringung einer neuen Asphaltdecke auf der Hallenzufahrt und dem Reithallenvorplatz, die Erneuerung der Reitbeläge auf den Abreiteplätzen und im Dressurplatz bzw. in der Reithalle musste aber auf spätere Jahre verschoben werden.

Aus dem Jahr 1999 ist neben den üblichen Veranstaltungen (z.B. Turnier, Herbstritt, Hubertusjagd, Mitsubishi-Cup, oder die Adventswanderung nach Elsbach) der erfolgreich durchgeführte Reitlehrgang im Frühjahr zu erwähnen. Organisiert durch die Jugendvertreterin Christina Müller und betreut von Gundel Kroh (Dressur), Peter Illert (Springen) und Dr. Gerd Wieder (Theorie) haben alle Teilnehmer die Abschlussprüfung des Lehrgangs bestanden.

Das Jahr 1999 bescherte dem ORV aufgrund einer lobenswerten Initiative von Kirsten Eichner die besonders gut gelungene Vereinszeitschrift „Cheval". Diese informative Vereinszeitung erscheint inzwischen sechs Jahre mit zwei Ausgaben pro Jahr (die vorliegende Ausgabe trägt bereits die Nr. 12) und wird kostenlos an die Mitglieder des ORV verteilt. Neben Mitteilungen und Informationen finden wir in der „Cheval" lehrreiche Beiträge und Berichte über alle wichtigen Ereignisse und Aktivitäten im Erbacher Reiterverein. Die künftige Fortsetzung der Vereinschronik kann somit ohne Schwierigkeit und besonderen Aufwand aus der „Cheval" übernommen werden.

Wenn wir mit dem Jahr 2000 die Berichterstattung zur Vereinsgeschichte des ORV zunächst abschließen, so ist aus diesem Jahr noch zu erwähnen, dass der seit vielen Jahren veranstaltete und sehr beliebte Reiterball nach den Anfängen im Deutschen Kaiser in Ober Mossau, später dann im Darmstädter Hof in Steinbach und zuletzt im Schmerkers Garten in Steinbach nun erstmals in Erbach in der Werner-Borcher-Halle (Festhalle) durchgeführt wurde. Der Ball der Erbacher Reiter hat sich zu einer sehr beliebten und festlichen Tanz-veranstaltung entwickelt und dabei aber nicht seinen besonderen Charme eingebüßt. Dies verdanken wir in erster Linie natürlich den gelungenen und unterhaltsamen Beiträgen einiger Mitglieder wobei die originellen Lieder und Gesangsbeiträge der ACOBACOS (Uli Glenz, Jörg Meyer, Karl Heusel , Rainer Trumpfheller, Klaus Stellwag) besonders zu erwähnen sind. (Vorschlag vom Chronisten: Wiedergabe der Liedtexte in unserer Vereinszeitung).



Am 3. September des Jahres 2000 fand im Erbacher Reiterstadion zum letzten Mal ein separates Turnier zur Ermittlung der Meister im Kreisreiterbund Odenwald statt. Anlässlich dieses Meisterschaftsturniers wurde dem langjährigen Geschäftsführer des ORV Ludwig Angele für sein jahrzehntelanges Engagement zum Wohle des Pferdesports in der Odenwaldregion durch Frau Erika Born die Verbandsehrennadel in Silber verliehen.

Abschließend soll noch die Zusammensetzung der 260 Mitglieder im Jahr 2000 festgehalten werden. Gegenüber den Anfangsjahren, wo die weiblichen Reiter noch in der Minderheit waren, hat sich inzwischen eine deutliche Verlagerung zum „schwachen Geschlecht" ergeben. Von den 44 jugendlichen Mitgliedern bis 18 Jahre waren nur noch 3 Jungen (41 Mädchen). Aber auch in den Jahrgängen von 19 bis 40 Jahre überwogen ganz deutlich die weiblichen Mitglieder mit 82 bei nur 20 männlichen Mitgliedern. Erst bei den über 40-jährigen waren die Männer mit 73 gegenüber 36 Frauen in der Überzahl. Etwas mehr als die Hälfte der 260 Mitglieder war aktiv im Reitsport gemeldet und rund 100 Pferde wurden zur Jahrhundertwende auf der Anlage des Odenwälder Reiter-Vereins von diesen geritten.

Wie bereits erwähnt möchte ich mit diesem Beitrag meine Berichterstattung zur Vereinsgeschichte abschließen. Sicherlich konnten nicht alle Ereignisse gebührend gewürdigt werden oder wurden bei den Nachforschungen nicht aufgefunden oder übersehen. Ich bitte dies zu entschuldigen. In der Hoffnung, dass mit dieser Chronik für die Älteren unter uns alte Erinnerungen wieder wachgerufen wurden und für die Jüngeren verdeutlicht werden konnte, dass eine bewegte und bunte Vergangenheit unseren Odenwälder Reiter-Verein Erbach geprägt hat, schließe ich die Berichte zur Vereinsgeschichte hiermit ab und grüße alle Mitglieder des ORV ganz herzlich.

Ihr Ludwig Angele.